11 Mythen zur Kaninchenfütterung

Author picture Isabella

Heu und Trockenfutter versus Frischfutter

  • Mythos Nr. 1 - „Kaninchen fressen überwiegend Heu und brauchen dieses“
  • Mythos Nr. 2 - „Heu ist so gut wie frischer Wiesenschnitt“
  • Mythos Nr. 3 - „80% Trockenfutter, 20% Frischfutter sind gut“

Es ist für uns Tierbesitzer und Tiersitter ja durchaus bequemer, wenn man Trockenfutter geben kann, da dieses besser lagerfähig ist und Trockenfutter, vor allem im Winter, die Fütterung vereinfacht. Die Verdauung des domestizierten Hauskaninchens funktioniert jedoch genau wie die des Wildkaninchens. Wieviel Heu und Trockenfutter bekommen Wildkaninchen? Höchstens ein klein wenig. Aber selbst im Winter fressen sie die Gräser, die sie unter der Schneeschicht finden können.

Kaninchen sollen durchaus immer etwas Rauhfutter haben. Das Frischfutter sollte allerdings deutlich überwiegen. Man kann also eher sagen, dass 80% Frischfutter und 20% Trockenfutter gut wären. Beim Trockenfutter gehen zudem wertvolle Nährwerte verloren, womit Heu für das Kaninchen bei weitem nicht so gut wie Frischfutter ist. Kaninchen brauchen also passendes Frischfutter und möglichst eine gute Auswahl verschiedener Gräser, Gemüse und Obstsorten. Eher könnten sie auf Heu, als auf Frischfutter verzichten. Das Trockenfutter dient nur als kleiner Puffer bis zur nächsten Fütterung. Es muss natürlich hochwertiges Frischfutter sein, auf keinen Fall darf dies gammeln oder schimmeln! Eine dicke Schicht Wiesenschnitt entwickelt schnell Wärme und darf Kaninchen dann nicht mehr gegeben werden, dies kann du schlimmen gesundheitlichen Problemen führen.

Unverträglichkeiten beim Frischfutter

  • Mythos Nr. 4 „Kohl und Klee werden nicht vertragen“
  • Mythos Nr. 5 - „Zu viel Frischfutter führt zum Überfressen“

Wie wir schon wissen, haben Kaninchen ein sehr empfindliches Verdauungssystem. Wenn sie von einem Tag zum anderen auf anderes Futter umgestellt werden oder nur selten große Mengen Kohl, Klee oder Frischfutter erhalten, kann es zu großen gesundheitlichen Problemen kommen. Die Bakterienstämme im Darm bilden sich immerhin nur allmählich und passen sich an das Futter an. Sind die Kaninchen es nicht gewohnt, können Kohl oder Klee und selbst anderes Frischfutter zu empfindlichen Verdauungsproblemen führen. Die Kaninchen neigen dann auch zu einem Überfressen, da sie richtigen Hunger auf diese seltenen Leckereien haben, auch das tut selten gut.

Sind Kaninchen eine Art von Nahrung nicht gewohnt, soll diese immer erst in kleinen Portionen gegeben werden. Bei einer regelmäßigen Fütterung werden die Kaninchen sich am Frischfutter nicht überfressen und sogar Kohl und Klee vertragen. Es wird hier sogar dringend dazu angeraten, nach einer Gewöhnung an Frischfutter täglich viel und ausgewogen davon zu geben. Eine Anleitung wie man Kaninchen an Kohl gewöhnen kann findet man hier. (Anleitung: Kaninchen an Kohl gewöhnen).

Wenn ausgehungerte Kaninchen aufquellendes Trockenfutter erhielten, wäre das viel gefährlicher als Frischfutter. Sie würden sich mit dem Trockenfutter wirklich überfressen, das aufquellende Futter kann dann den Magen so überdehnen, dass schnellstens ein Tierarzt benötigt wird. 

Ist mein Kaninchen krank

  • Mythos Nr. 6 - „Trinkt das Kaninchen nicht, ist es krank“
  • Mythos Nr. 7 - „Bleibt Blinddarmkot liegen, ist das Kaninchen krank“

 

Damit ein Kaninchen gesund bleibt, muss es durchaus genug Flüssigkeit aufnehmen und den Blinddarmkot fressen, den es ausscheidet - das gehört dazu. Wenn es viel Frischfutter erhält, hat es bereits viel Flüssigkeit aufgenommen. Dann muss das Kaninchen nicht mehr so viel trinken. Wenn es kein Frischfutter erhält, trinkt es mehr aus seiner Wasserflasche.  

Im Blinddarm fermentieren Kaninchen mit Bakterien ihre Nahrung, um sie aufzuschließen. Sie können aber an dieser Stelle viele Nährstoffe nicht mehr aufnehmen. Deswegen sondert das Kaninchen Blinddarmkot ab und frisst diesen meist direkt vom After. Nun passiert die Nahrung noch einmal den Magen und andere - obere Bereiche im Verdauungstrakt  - nehmen die Nährstoffe auf. Wenn ein Kaninchen reichlich gefüttert wird, muss es aber nicht seinen gesamten Blinddarmkot fressen, das ist zu bedenken. Wenn etwas vom dunklen, glänzenden und weichen Blinddarmkot liegen bleibt, ist das ganz normal ;)

 

Weitere gängige Mythen zur Kaninchenfütterung

  • Mythos Nr. 8 - „Zu viel Knollengemüse macht dick und ist ungesund“

Im Vergleich zu Wiesenschnitt, Wiesenkräutern oder auch Wiesenheu enthält Knollengemüse nicht mehr Kohlenhydrate und macht das Kaninchen deswegen auch nicht dick. Geeignetes Knollengemüse ist für Kaninchen gesund und kann gerne gefüttert werden. Solange das Kaninchen beim Frischfutter viel Auswahl hat, macht der Halter nichts verkehrt. Wird das Kaninchen zu dick, dann liegt es eher am Kraftfutter, den Leckerchen und mangelnder Bewegung wegen Platzmangel.

  • Mythos Nr. 9 - „Kaninchen würden auch Giftpflanzen fressen“

Einige Kaninchenhalter verwenden nur Trockenfutter aus dem Handel, da sie befürchten, mit frischem Wiesenschnitt auch Giftpflanzen zu geben. Das dürfte sogar passieren, da Kaninchen beim Frischfutter sehr gut selektieren können. Es soll beim Frischfutter ohnehin ein klein wenig mehr gegeben werden, als die Tiere fressen. Die Reste werden vor der nächsten Fütterung entnommen. Kaninchen fressen von sich aus keine Giftpflanzen.

Wer die Wiese zu Hause bis zum Herbst nicht mäht, kann auch bis in den Winter hinein geeignete Pflanze für die Kaninchen rupfen und diese verfüttern.

  • Mythos Nr. 10 - „Fertigfutter gibt den Kaninchen, was sie brauchen“

Eine so verallgemeinerte Aussage kann einfach nicht stimmen. Es wird durchaus Fertigfutter wie getrocknetes Kräuterheu geben, welches für Kaninchen durchaus gut ist. Aber gerade Kraftfutter, wie gepresste Pellets, Leckerchen oder auch klein gemahlenes und dann gepresstes Futter ist für Kaninchen eher ungesund. Kraftfutter ist nur für die Mast gut, belastet aber ansonsten den Organismus und die Kaninchen leben oftmals kürzer als anders ernährte Kaninchen. Genauso sind die meisten Leckerchen wegen zu viel Energie oder falscher Zutaten ungeeignet. Kaninchen oftmals z.B. viele Getreidearten nicht gut.

Wird geeignetes Futter fein gemahlen und zu Fertigfutter verarbeitet, dann kann das Kaninchen mit seiner Verdauung nicht die belastenden langen Fasern aussondern. Diese wandern ebenfalls in den Blinddarm und stören hier die empfindliche Bakterientätigkeit.

Wenn Fertigfutter klein gemahlen und dann gepresst wurde, oder zu viel Getreide und zu viel Energie enthält, ist es für Kaninchen praktisch immer ungeeignet.

  • Mythos Nr. 11 - „Trocken Brot ist für den Zahnabrieb gut“

Es ist richtig, dass Kaninchenzähne ein Leben lang wachsen und durch das Fressen abgerieben werden müssen. Ansonsten werden die Zähne zu lang und das Kaninchen kann gar nicht mehr fressen, womit es zum Tierarzt muss oder verhungert. Falsch ist hingegen, dass Kaninchen die Zähne an harten Dingen wie getrocknetes Brot oder Holz abnutzen. Sie nutzen ihre Zähne durch Kaubewegungen ab. Frisches Futter ist hierbei genauso gut oder besser geeignet, z.B. Heu. Es kommt nicht auf hartes Futter an, es kommt darauf an, dass viel gekaut wird.

Trockenes Brot enthält in der Regel Getreidesorten, die von Kaninchen nicht gut verdaut werden können. Auch ansonsten ist im trockenen Brot zu viel Energie, welche das Kaninchen nur belastet. Besser ist es, wenn den Tieren frischer Wiesenschnitt gegeben wird.