Hunde an andere Haustiere gewöhnen

Author picture Isabella  - aktualisiert: 28/03/2018

Hunde wurden vor langer Zeit domestiziert. Viele Rassen besitzen einen stark ausgeprägten Jagdtrieb. Das ist zum Teil auch sehr erwünscht, da Jäger immerhin Jagdhunde brauchen, mit denen sie durch das Revier streifen können. Wenn man Hunden von klein auf beibringt, dass kleinere Tiere, die eher zu Beutetieren zählen, akzeptiert werden sollen, dann ist es durchaus möglich, dass dies funktioniert. Allerdings empfehlen wir von Pawshake, dass ihr als Tierbesitzer und Tiersitter Hunde mit kleineren Tieren, wie Hasen, Kaninchen oder Meerschweinchen eher nicht unbeaufsichtig sich selbst überlasst. Hier im Artikel geht es nicht um die Erziehung junger Hunde. Hier geht es darum, wie ein erwachsener Hund an Hauskaninchen oder auch Meerschweinchen und andere Kleintiere gewöhnt werden kann, damit er diese in Ruhe lassen und akzeptieren lernt. 

Das kann meist auch noch erwachsenen Tieren beigebracht werden, da Hunde ein Freund-, Feind- und Beuteschema haben. Es gibt ja auch Jagdhunde, die auf Höfen gehalten werden und die die hauseigenen Hühner, Hauskaninchen, Ferkel und anderen Hoftiere in Ruhe lassen, bei einem Wildkaninchen jedoch direkt hinterher sind. 

Warum funktioniert das denn nun, dass Haushühner oder das Hauskaninchen in Ruhe gelassen werden?

Der Hund hat gelernt, dass diese einfach nicht in das Beuteschema gehören. Zum einen sind die Hunde daran gewöhnt, dass diese Tiere da sind und „dazu gehören“. Zum anderen reagieren diese Tiere auf die Hunde nicht mit panischer Flucht, da auch sie den Hund als „normal“ betrachten. Würde das Haushuhn oder Hauskaninchen jedoch mit panischer Flucht reagieren, würde das den starken Impuls des Hundes zur Jagd, zum Nachjagen verstärken. Hunde reagieren immer auf Impulse. Aber auch dann würde der Hofhund auf die Jagd der Hoftiere verzichten, da er sie als „Rudelmitglieder“ betrachtet, auf die er auch achtet, wie er auch Besitzer und Familie beschützt.

Wie gewöhne ich nun einem erwachsenen Hund, der es nicht gewohnt ist "Beutetiere" um sich herumlaufen zu haben, ab, diesen nachzujagen?  

Vorweg: Nicht jeder erwachsene Hund kann noch an andere Haustiere gewöhnt werden, besonders schwierig ist das Gewöhnen von Hunden an Katzen und umgekehrt, wenn sie sich nicht von klein an kennen.

Hunde und Katzen hatten wie auch alle anderen Raubtiere vor 55 Millionen Jahren einen gemeinsamen Vorfahren. In der langen Zeit haben sich die Hundeartigen und Katzenartigen jedoch weit auseinander entwickelt und auch eine ganz andere „Körpersprache“ entwickelt, die zu schweren Missverständnissen zwischen einander führen kann, ist der andere nicht daran gewöhnt. Ist ein Hund nicht von klein auf an Katzen gewöhnt, kann er oft nicht mehr an diese gewöhnt werden.

Die Probleme mit Haushühnern oder Hauskaninchen sind hingegen andere, diese gehören nicht zum Feind- sondern zum Beuteschema. Auch hier kann nicht jeder impulsive, jagende Hund umerzogen werden.

Hunde an Haustiere gewöhnen

Versucht man einen erwachsenen Hund an frei laufende Haushühner, Hauskaninchen oder auch Meerschweinchen zu gewöhnen, würde es schwierig werden. Hauskaninchen oder auch Meerschweinchen sollen viel Auslauf haben, für ein paar Stunden können sie trotzdem in einen Hasenstall gesetzt und in das Wohnzimmer gestellt werden, wo der Hund normalerweise ruht und schlafen kann. Das kann man selbst mit Haushühnern versuchen, die man sich aber wahrscheinlich nicht so gerne ins Wohnzimmer stellt, auch eher nicht für kurze Zeit - es sei aber gesagt, das Prinzip ist dasselbe ;)

Es geht eigentlich darum, dass der Stall so sicher sein muss, dass der Hund nicht einfach zu den Tieren kommt und diese dann im Stall panische Angst haben müssen.

1) Für einen Erstkontakt sollten idealerweise zwei Tiere aus der Gruppe gewählt werden, die relativ ruhig und gelassen, und nicht panisch werden. Weiterhin muss es in diesem Stall auf alle Fälle eine Rückzugsbox geben,  in die sich die Tiere flüchten können, ziehen sie sich in diese zurück, empfinden sie Schutz und Sicherheit. Dennoch werden die kleinen Tiere skeptisch sein, auch Angst haben vor dem Hund. Als Halter muss man bei diesen Erstkontakten dabei bleiben und den Hund am Hundegeschirr halten. Verhält sich der Hund ruhig, nur interessiert und unaufgeregt so lobt und belohnt man seinen Hund dafür - alles positive und erwünschte Verhalten verstärkt man so und der Lernerfolg kommt schnell :-)

2) Der Hund lernt sich daran zu gewöhnen, dass „Beutetiere“ im Raum sind und zur Gruppe und Familie dazugehören. Er wird diese Tiere nach einigen Wochen wahrscheinlich aus seinem Beuteschema heraus und in das Freundschema hineinordnen. Er gewöhnt sich an die Gerüche der Fluchttiere und wird sie zwar beschnuppern, aber nicht mehr versuchen zu jagen.

3) Freilaufende Tiere müssen für die Gewöhnungszeit im sicheren Stall oder Gehege vor dem Hund geschützt werden.

4) Ist man sich schon sehr sicher, dass sich der Hund an die anderen Tiere gewöhnt hat, dann kann man einen Test machen - das Wohl der Tiere muss dabei im Mittelpunkt stehen!

Man versucht eines der Tiere - sei es ein Hase, ein Meerschweinchen oder ein Huhn - neben dem Hund aus dem Stall zu nehmen. Zur Sicherheit kann man dem Hund bei den ersten Versuchen das Geschirr und einen Maulkorb anlegen, so kann keinem Tier etwas passieren.

5) Versucht der Hund nicht das Kleintier zu bedrängen, so kann man später einen weiteren Schritt wagen. Man lässt die Haushühner oder Hasen frei laufen, und hat den Hund an Geschirr und Leine - nicht das Belohnen vergessen, wenn er es richtig macht! Diesen Schritt sollte man immer wieder und öfters wiederholen.

3) Für die ersten paar Tage nebeneinander ohne den Hund an der Leine zu halten, wäre ein Geschirr und der gut sitzende Maulkorb ratsam, mit dem Maulkorb an muss der Hund unbedingt auch trinken und hecheln können. 

Dieses langsame Herantasten hört sich vielleicht für viele nach einer komplizierten Sache an, einen adulten Hund mit eventuellem Jagdtrieb an die kleinen Haustiere zu gewöhnen, doch in den allermeisten Fällen wird es sehr reibungslos gehen. Natürlich gibt es schwierige oder sogar unmögliche Fälle, wo die genannten Vorsichtsmaßnahmen das Leben der Fluchttiere retten werden, dennoch ist viel öfter ein erfolgreiches aneinander gewöhnen der Fall.

Eine Gewöhnung an Katzen kann hingegen weit schwieriger sein, als den Hund an Hühner, Kaninchen oder Meerschweinchen zu gewöhnen. Das liegt daran, dass die Katze den Hund als Feind wahrnimmt und mit entsprechender Körpersprache den Hund auch stark reizen kann. Deswegen kann ein jagender Hund oft sogar leichter an die freilaufenden Hühner oder Hauskaninchen, als an die eigenen Katzen gewöhnt werden.

Viele Hunderassen haben zwar einen Jagdtrieb, sind aber nicht in dem Sinne "scharf" wie ein jagdlich erzogener Jagdhund zum Beispiel, bei solchen Hunden wird es eher schwierig. Zumeist ist die Gewöhnung von eher kleinen bellenden Hunden oder verspielten großen Hunden unproblematisch, mit Zeit, Geduld, Gewöhnung, Liebe und positiver Verstärkung ist (fast) alles möglich!

In diesem Sinne ein herzliches Danke an Robert, der uns diesen sehr interessanten Text zukommen hat lassen - wer Interesse hat, kann hier noch mehr zum Thema Hund und Kaninchen oder Hühner lesen! 

Wir  von Pawshake empfehlen unseren Hundesittern, Tiersittern und Tierbesitzern, dass ihr als Tierbesitzer und Tiersitter Hunde mit kleineren Tieren, wie Hasen, Kaninchen oder Meerschweinchen nicht unbeaufsichtig sich selbst überlasst.